Die innerhalb der südslawischen Literaturtheorie geführte wissenschaftliche Diskussion wurde viele Jahre hindurch von der Ansicht dominiert, dass das Märchen eine «einfache» Erzählform sei, die nahezu ausschließlich in der Volks- und Kinderliteratur beheimatet ist. Im Gegensatz zu einem derartigen Verständnis betrachten die Autoren dieses Bandes das Märchen als einen facettenreichen Diskurs sowohl der mündlichen als auch schriftlichen Literatur, der sich in jeder historischen Etappe wie auch in jeder Nationalliteratur auf unterschiedliche Weise konstituiert.
Inhalt: Dagmar Burkhart: Das Volksmärchen als Prätext: Prinzipien und Funktionen von Zitation, Paraphrase, Allusion und Parodie – Vladimir Biti: Märchen und Trauma. Zum Märchenhaften im Werk von Dubravka Ugrešić – Silvija Borovnik: Die Elemente des Märchenhaften in der Poesie Svetlana Makarovičs – Nataša Avramovska: Das Märchen, das Märchenhafte und der Chronotop des südslawischen Balkans – Bernarda Katušić: Zoran Ferićs mehrfach «verkehrte» Märchen – Davor Beganović: Wiederholung als Konstativ, Wiederholung als Peformativ. Alte und neue Versionen der Märchen Baš Čelik und U cara Trojana kozje uši – Peter Grzybek: Die Grenze(:) zwischen Märchen und Schwank – Renate Hansen-Kokoruš: Teufelsfiguren im Märchen – Marijana Hameršak: Die Gestaltung der Kindheit und die Umgestaltung der Märchen. Ein Beispiel aus der kroatischen Kinderliteratur des 19. Jahrhunderts – Ljiljana Marks: Kroatische Märchen: Forschung und Sammlung – Monika Kropej: Über die Entwicklung der Erzählforschung und der Erzähltradition im slowenischen Kulturraum – Martina Piko-Rustia: Erzählforschung im slowenischen Kulturraum - Theorie und Praxis.